Im Gespräch: Extremschwimmer Christof Wandratsch

Christof Wandratsch, Foto: Aqua Sphere
Der Mann muss einfach schwimmen – und das schon von klein auf, sieben Tage in der Woche und ziemlich lange am Stück. Christof „Wandi“ Wandratsch aus dem bayerischen Haiming, seines Zeichens mehrfacher Europa- und Weltmeister im Langstreckenschwimmen sowie erster Mensch, der den Bodensee (67 km in 20:41:25h) durchquert hat, hat Ende Juni in Murmansk in Russland die „Murmansk Mile 9“ bei 5°C. Luft- und ebenso kalten 5°C. Wassertemperatur mit einem neuen Streckenrekord beendet. Unsere Redaktion sprach mit dem 47jährigen Lehrer über sein Hobby.


Was unterscheidet den Freiwasserschwimmer vom Schwimmbadschwimmer?

Wandratsch: Ein Freiwasserschwimmer sollte keine Angst vor den natürlichen Bewohnern oder Pflanzen der jeweiligen Gewässer haben. Er genießt es, in den unterschiedlichsten Gewässern schwimmen zu können. Ein Freiwasserschwimmer muss sich, bevor er ins Wasser geht, aber sehr genau über die örtlichen Gegebenheiten des jeweiligen Gewässers informieren. Lernen kann man das alles in meinen Trainingscamps (www.wandratsch.de).

Seal von Aqua Sphere
Was braucht man an Ausrüstung?
Wandratsch: Ideal fürs Freiwasserschwimmen ist eine Schwimmbrille mit großem Sichtspektrum. Zudem eine Silikon Bademütze, Ohrstöpsel, damit Kopf und Ohren bestens geschützt sind und um möglichst wenig Körperwärme zu verlieren. Beim Schwimmen im Salzwasser sollte man Vaseline zum Einreiben der Schultern und im Nackenbereich verwenden, um unnötiges Aufscheuern zu vermeiden. Bei kälteren Wassertemperaturen ist es ratsam, Neoprenanzüge zu verwenden. Ach ja, natürlich Badehose bzw. Badeanzug sollte man schon tragen. Mittlerweilen bieten auch unterschiedliche Anbieter sogenannte Rettungsbojen an, die man beim Schwimmen ohne weiteres mitführen kann.

Welche Schwimmtechnik ist dafür notwendig?
Wandratsch: Idealerweise bietet sich Kraul an. Hierbei sollte man auf einen Dreierzug achten, dadurch atmet man auf beide Seiten und kann sich besser orientieren. Natürlich geht auch Brustschwimmen. Jeder sollte die Schwimmtechnik wählen, bei der er sich wohl fühlt.

Wie orientieren Sie sich im Wasser?
Wandratsch: Bevor ich ins Wasser steige, suche ich mir markante Orientierungshilfen (Bäume, Gebäude, Berggipfel...) an Land. Und wie gesagt ist der Dreierzug gut, um sich am Ufer zu orientieren.

Foto: WoW-Art
Was ist auf zehn Kilometern, seit 2008 olympische Disziplin, die größte Belastung?
Wandratsch: Generell ist die Belastung bei einer Schwimmdauer von ca. zwei Stunden sehr groß. Man muss drauf achten, dass man genügend Energie durch flüssige oder feste Nahrung zu sich nimmt. Man darf zu Beginn nicht überpowern, damit man noch genügend Körner für den Endspurt hat.

Wie stellen Sie sich auf Unwägbarkeiten wie Tiere im Wasser oder schwankende Temperaturen ein?
Wandratsch: Ich absolviere mein Training in vielen unterschiedlichen Gewässern, sodass ich beim Wettkampf möglichst keine Überraschungen erlebe. Die Abwechslung ist sehr wichtig. Bis jetzt hatte ich zum Glück noch keine größeren Probleme mit Tieren im Wasser.

Gibt es ein Gewässer, in dem Sie noch gerne einmal schwimmen würden?

Wandratsch: Ja, ich möchte unbedingt am Nordpol und am Südpol schwimmen.

Interview: Petra Rapp
Mehr zu Christof Wandratsch unter www.wandratsch.de
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